Allgemeiner Schnauferl-Club (ASC) e.V. Landesgruppe Hammonia e.V.
Goodwood Revival 2016

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Letzte Änderung: 17.03.2024

Goodwood Revival 2016

Die gemeinsame Anreise von Uschi, Manfred, Klaus und Holger mit dem ersten Flieger in aller Herrgottsfrühe von Hamburg nach London Gatwick und dann mit dem Leihwagen nach Brighton zum Frühstück, klappte wieder perfekt.

Bei unserem obligatorischen frühen Spaziergang auf der Promenade - hier endet jedes Jahr am ersten Novemberwochenende der 'London to Brighton Run' - ließen wir die Pier links liegen, weil hier nach bereits gemachter ekeliger Erfahrung die Gefahr besteht, von einem saftigen 'Mövenschiss' getroffen zu werden.

In den verwinkelten Gassen von Brigthon mit den massenhaften Juvelierläden erlag Manfred sogleich dem vielen Glitzer in den Auslagen und kam an einer Uhr für Uschi einfach nicht vorbei. Wenn das keine schöne Entschädigung für das frühe Aufstehen war. Nach dem ersten englischen Frühstück in Brighton ging's weiter nach Arundel in unsere neue Unterkunft. Auch wenn wir bei dem freundlichen Ehepaar und Homer, deren Hund, bereits seit einigen Jahren Gast sein dürfen, überraschte uns deren neues altes Haus mit einem Ausblick der besonderen Art.

Aus dem Fenster fiel der Blick auf die Gräber des direkt an die Terrasse anschließenden Friedhofs. Abgesehen von dem sofortigen unvermeidlichen Gesprächsstoff, ist ein solcher Ausblick schon genauso ungewöhnlich, wie die Tatsache, daß uns Landlady und Landlord ihr Haus wieder zur freien Verfügung überließen und sich bis Montagvormittag in den Urlaub mit Homer verabschiedeten.

In einem gemütlichen Café im 3000-Seelen Ort Arundel (überwiegend im Senioren-Alter; wo suchen die Hausmakler in ihren Auslagen ausdrücklich Käufer, die mindestens 60 Jahre alt sind?) begannen die kommenden Tage insbesondere für Uschi mit den geliebten englischen Bohnen zum Frühstück.

Überraschenderweise 'verpassten' wir jeden der erwarteten Staus bei der Anfahrt zur Veranstaltung, die traditionell bereits am Donnerstag mit einem Cricketspiel auf der großen Wiese vor dem Schloß des Earl of March eingeläutet wird. Schon hierher kommen viele Besucher mit seltenen und schönen Autos, die es sich anzuschauen lohnt. Nach dem Ende des eher langweiligen Spiels - die Regeln sind selbst bei konzentriertem Zuschauen auch nicht andeutungsweise erkennbar - zeigt als Highlight der Pilot einer Spitfire seine Kunstflugfähigkeiten, früher auf Höhe der Baumwipfel und darunter, heute aus Sicherheitsgründen (leider) in größerer Entfernung. Mit einem Gläschen 'PIMM‘S No. 1' (leicht bitterer kräutrig-würziger Likör auf Gin Basis) läßt sich das Warten in den Liegestühlen oder beim Klönen mit alten und neuen Bekannten auf die Flugshow indes recht gut überbrücken.

Das Hauptereignis fand nun bereits zum 19ten Mal und 50 Jahre nach dem letzten offiziellen Formel 1 Rennen im Jahr 1966 in Goodwood statt. Deshalb war das Hauptthema dieses Jahr die 1966 erstmals in Reims eingesetzten Formel 1 Rennwagen mit 3-Liter Motoren, aber auch das unvergessene WM Endspiel England vs Deutschland mit dem berühmten 'Wembley Tor', dass, wie 50 Jahre mit neuester Technik festgestellt, keines war. Als ich beim zweiten Revival 1998 zum ersten Mal dabei war, schrieb ich: 'Es strömten etwa 90.000 (!) Zuschauer nach Goodwood zum 'Revival International Car Race Meeting'' (so hieß das anfangs).

Inzwischen sorgen etwa 150.000 (!) Besucher regelmäßig für ein 'sold out' der nur noch im Internet zu kaufenden Eintrittskarten. Das Goodwood Revival hat sich seither zu einer weltweit einmaligen Kultveranstaltung entwickelt. Die Auswahl, Vielfalt und Anzahl der nur auf Einladung des Earl of March teilnehmenden Autos (es waren einmal sämtliche (!) jemals (nach)gebauten Mercedes und Audi Silberpfeile, im vergangenen Jahr alle (!) jemals (1964/65) gebauten 6 Shelby Daytona Cobra Coupés, dieses Jahr die 3-Liter Formel 1 Rennwagen von 1966 dort zusammengekommen) ist unschlagbar.

Auch zwischen den mindestens 3000 Autos bis Baujahr 1966 der Besucher, die auf einer privilegierten Parkfläche stehen dürfen, sind immer wieder Marken zu sehen, von denen man noch nie etwas gehört, geschweige denn, diese gesehen hat. Es gibt Menschen, die hier bei einem Picknick vor oder hinter ihrem Auto den ganzen Tag verbringen, so dass selbst das Schlendern zwischen den endlosen Autoreihen etwas Einmaliges ist.

(Alt)-Modisches und optisches Highlight sind natürlich die Damen, die sich im Stile ihrer Urgroßmütter mit Hütchen, Federn, Pelzteilen und sonstigen Accessoires sowie mit kunstvollen Frisuren schmücken. Von den kräftigen Regenschauern - damals wie heute - lassen sich selbst die Damen nicht ernsthaft beeindrucken. Die Pumps werden kurzerhand gegen Gummistiefel getauscht. Ins Paddock dürfen die Herren auch nur mit Overall oder Hemd und Krawatte, und natürlich keine Jeans. Selbstverständlich muß auch das richtige Pappschildchen am Jackett hängen.

Bisher gab es zwischen den Autorennen teilweise mehr als spektakuläre Flugvorführungen - die gingen 1998 noch soweit, dass Spitfires und Mustangs in Zweier-Formation auf die Tribüne zuflogen und erst kurz davor hochzogen, bei denen einem der Atem stockte. Wenn die Maschinen in den Himmel schossen und im Sturzflug mit furchterregendem Heulen zurückkamen, blieb so manchem Zuschauer schier der Mund offen. Am Boden laufen aber immer genügend hübsche Krankenschwestern in WW2-Uniformen herum, bei deren Anblick der Mund immer noch offen blieb. Diese waghalsigen Flugeinlagen gibt es aus Sicherheitsgründen heute leider nicht mehr.

An der Segnung der Veranstaltung durch einen leibhaftigen Geistlichen hat sich indes nichts geändert. Die 'Band of the Blues and Royals' spielt auch in strömendem Regen (am Sonnabend) tapfer weiter.

Meiner damaligen Empfehlung, 'fahren Sie dort unbedingt einmal hin, es lohnt sich wirklich', sind seit Jahren unzählige Mitglieder unserer Hammonia gefolgt. Dieses Jahr waren wir, wie gesagt, (nur) mit fünf Zuschauern (letztes Jahr waren wir mehr als 20) und zwei 'competetors' vertreten.

Unsere Katarina K. fährt inzwischen in der ersten Liga mit. Mit einem Cooper-Jaguar T33 von 1954 fuhr sie in der 'Freddie March Memorial Trophy' (20 Minuten Rennen für Sportwagen, die von 1952 bis 1955 fuhren) von Platz 6 in der Qualifikation (29 Starter, 5 Ausfälle) startend beim Regenrennen (24 Starter, 4 Ausfälle) in echtem Hamburger 'Schietwetter' auf Platz 11. Sie hatte indes das Glück, im Rennen um die 'Kinrara Trophy' (60 Minuten 2-Fahrer Rennen für GT Autos mit geschlossenem Cockpit bis Baujahr 1962) mit Rob Hall als Co-Driver in einem Jaguar E-type von 1961 auch bei Sonnenschein zu fahren.

Unser Rudolf E. mußte mit seinem offenen DRW-Hillman MK 6 von 1965 im 'Madgwick Cup' (20-Minuten Rennen für Sport Prototypen unter 3 Liter, die von 1960 bis 1966 fuhren), leider im immer stärker werdenden Regen fahren und landete immerhin von 25 Startern auf Platz 18. Soweit zu unseren Aktiven.

Die 'Promis' (Mark Blundell, Frank Stippler, Tom Kristensen, Rauno Aaltonen, Jackie Oliver, David Coulthard, Rowan Atkinson, um nur einige herauszuheben) fuhren dieses Jahr in der 'St. Mary’s Trophy' mit identischen Austin A30S und A35S um die Wette, was nicht so spektakulär war wie frühere Rennen, wenn die Herren mit kleinen 4-Zylinder Wagen die gigantischen 8-Zylinder Boliden um die Kurven jagten.

Dass die Rennen nicht ungefährlich sind, erkennt man, wenn das Safety Car die Meute beim Kampf um die Sieger-Zigarre und den Lorbeerkranz beruhigen muß, weil ein seltener Aston Martin gecrasht und mit Löschmittel vor den Flammen bewahrt werden muß und der Sprecher beim Dreher eines Jaguar E-Type, der nur um Haaresbreite einen 30 Millionen Ferrari GTO verfehlt hat, aufgeregt und lachend ins Mikrofon spricht 'how did he miss the Ferrari?'.

Mit einer 'Road to Wembley Parade' mit Mopets, Motorrollern, Autos, Vans und Bussen sowie einem nachempfundenen Fußballplatz - natürlich ständig mit Spielern drauf - wurde dem legendären Fußball WM Endspiel 1966 gehuldigt. Als Besonderheit hat der Earl of March sein Vorwort im Programmheft sogar in deutscher Sprache geschrieben.

Mit einer besonderen Parade wurde Sir Jack Brabham, dreimaliger Formel 1 Weltmeister und Gründer des Brabham Teams, gehuldigt.

Natürlich hatten auch die Kinder ihren Spaß nicht etwa nur im Bollerwagen, sondern wiederum beim 'Settrington Cup' mit ihren Austin J40 Tretautos.

Die Flugfans kamen dieses Jahr eher am Boden auf ihre Kosten. Denn wo kann man einer 'Albatros DVa' und einer 'Sopwith Pup' von 1917 aus dem 1. Weltkrieg und weiteren 28 (!) seltensten und top restaurierten Flugzeugen bis zum Baujahr 1966 zum Anfassen nahe kommen?

Ebenfalls nur zum Anschauen und Träumen gibt es immer eine Sonderausstellung in der 'Earls Court Motor Show', die dieses Jahr aus 26 (!) vermutlich noch nie an einem Ort geparkten Lamborghini vom Traktor 'DL 30' von 1956 bis zum 'Huracan LP 610-4 Spyder' von 2016 bestand.

Als ewiger Porsche Freak muß ich natürlich noch die immer wieder wunderbar aufgebaute Porsche Werkstatt erwähnen, in der dieses Jahr ein 1955iger Getriebe zerlegt und restauriert wurde.

Wer an all dem nicht so viel Spaß hatte oder sich am Sonnabend vor dem Regen in einem der Zelte schützen wollte, konnte sich auf einem im größer werdenden  Jahrmarkt, bei Musik der an allen Ecken spielenden Bands, beim Shoppen in der Zeltstadt amüsieren oder auch bei der Versteigerung sich darüber wundern, für welches Gefährt das Estimate überschritten oder gar nicht erreicht wurde. Natürlich kommt auch immer wieder viel Freude auf bei der Wahl des schönsten Dresses der Damen und Herren.

Nur für die von ihm eingeladenen Teilnehmer gibt der Earl of March ein besonderes Fest, das ebenfalls unter einem Motto steht. Das war dieses Jahr 'Batman...'.

Die nächste Chance, im Rahmen unseres wunderbaren Hobbies ein unvergessliches Wochenende zu erleben, besteht erst wieder im September 2017. Wer es als Goodwood-Fan bis dahin nicht aushalten kann, kann es ja einmal mit dem Goodwood Members Meeting im März oder dem Goodwood Festival of Speed im Juni 2017 versuchen. 

Wer ein besonderes Auto sein Eigen nennt, kann sich beim Earl of March auch um eine Einladung bewerben. Der entscheidet jedes Jahr auf’s Neue, welche Autokategorien an welchen Rennen teilnehmen sollen.

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